330
Raum geben. Den großen Bäumen schält man nur ringsum die Rinde ab, damit
sie absterben; die kleinen aber werden gefällt, in Stücke zerschlagen und, was
nicht als Nutzholz gebraucht werden kann, wird verbrannt. In kurzer Zeit wird
ein kleines Feld „klar gemacht", und die Maissaat kann beginnen.
Jahre lang genügt dem Amerikaner seine bescheidene Hütte. An dem breiten
Kamine wird gekocht, an den Wänden hin stehen die Betten, über diesen hängt
die Kleidung der Familie auf Pflöcken, die zwischen die Stämme eingetrieben sind,
auf darüber hingelegten Brettern ruht die Wäsche, und über der Thüre liegt die
treue Büchse. Oben am Kamin ist gewöhnlich nach innen eine Oefsnung ange-
bracht, aus welcher der Rauch aufgehangene Schinken und Speckseiten umweht.
In- und auswendig am Hause hängen aufgespannte Felle von allen möglichen
Thieren. So ist jedes Plätzchen benutzt, und selbst noch über den innern Raum
des Hauses sind Stöcke oder Rohrstücke gelegt, die gedörrtes Hirschfleisch oder auch
in Ringe geschnittene Kürbisse, das Wintergemüse, tragen.
63. Die Sahara.
Die Sahara, die größte aller Wüsten — sie umfaßt an 150,000 Hjmeilen, ist
also 2/s von Europa oder beinahe 3inal so groß als das Mittelmeer — erstreckt sich
vom Südabhange des Atlasgcbirgcs und von dem Hochlande von Barka bis zum
Niger und bis gegen den Tschadsee, und dehnt sich vom atlantischen Meere bis zum
arabischen Meere aus, im Osten nur durch den Nilstrom unterbrochen.'
Der größte Theil der Sahara ist eine vollkommene Ebene. Der Wanderer sicht
nur die flache Erde und die Himmelswölbung, so wie der Seefahrende auf dem Welt-
meere nur Meer und Himmel sieht. Keine Berge, keine Hügel, ja weder Wald noch
Gebüsch, keine menschliche Wohnung unterbricht die Aussicht auf diese ungeheure
Fläche. Trifft man einen Gegenstand, z. B. ein Thier, einen Reisenden, so wird das
Äuge hinsichtlich der Größe der Entfernung, so wie auf dem Meere, getäuscht. Eine
tiefe Stille ruht über der Wüste; man hört den geringsten Laut in einer für den Un-
gewohnten unbegreiflichen Entfernung; und auch für den Sinn des Gehörs hält cs
hier schwer, Entfernungen zu schätzen. Ungeachtet also eine vollkommene Gleichheit
der Hauptcharaktcr ist, so giebt cs doch, besonders im östlichen Theile, Ausnahmen,
indem sich der Erdboden hier zu Hügeln unddergflächcn erhebt, welche jedoch ge-
wöhnlich von so großer Ausdehnung sind, daß man das Aufsteigen und die Senkung
wenig bemerkt. In der Nähe der Stadt Ghat hat man indessen neuerdings auch
große Felsengruppen und Klippen entdeckt, desgleichen sogar auch Granitbcrge,
überhaupt Berge von etwa 4000 Fuß Höhe, deren cs weiter westlich noch mehrere
geben soll.
Man stellt sich die Wüste oft als ein ununterbrochenes Sandmecr vor, in
welchem der Reisende im tiefen Sande waten muß. Dies gilt freilich von einem
Theile, aber keineswegs von dem ganzen Gebiete, ja vielleicht nicht einmal von dem
größeren Theile der Wüste. An einzelnen Stellen ist die Oberfläche fester Klippen-
grund; derselbe liegt entweder ganz nackt, oder er wird nur von einer dünnen Sand-
lage bedeckt. Der Sand entsteht theils dadurch, daß der Klippcngrund durch Ein-
wirkung der Atmosphäre zersetzt wird, theils dadurch, daß die an den Küsten des
Mittelmeercs herrschenden nördlichen Winde den Meercssand an die Ufer werfen, von
wo aus er später durch dieselben Winde tiefer in's Land hineingeführt wird. In
den Vertiefungen, in den kleinen Thalwegen, oder wo der Klippengrund etwas hervor-
ragt, dort sammelt sich der Sand in Haufen, wie der Schnee auf unsern Feldern, und
in solchen Anhäufungen kann der Sand eine bedeutende Tiefe haben und Reisenden
mit Kamcelcn und Pferden gefährlich werden; aber an den meisten Stellen scheint die
Sandlage nicht bedeutend zu sein. Die Erzählungen, daß Karavanen unter den
Sand begraben worden seien, scheinen größtentheils unbegründet. In den meisten
Fällen sind die Menschen und Thiere der Karavanen vor Hunger umgekommen, und
ihre Uebcrrcste wurden später vom Sande bedeckt. Aber der Sand wird dennoch bei
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See]]
TM Hauptwörter (200): [T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa Barka Niger Nilstrom
337
Wunderbar ist es, wie Jerusalem, das so viele Zerstörungen erlebte, sich
immer wieder aus dem Schutt erhoben hat. Wer Judäa durchwandert, weiß
kaum, ob er es das Land der Verheißung oder des Fluches nennen soll. In keinem
Lande treten so wie hier die Güte und der Ernst Gottes ergreifend vor die mensch-
liche Seele.
6.
Betrachten wir nun noch die Weltlage des heiligen Landes, so tritt uns immer
klarer der Gedanke entgegen, daß keine Stätte geeigneter war zur Anzündung
des Lichtes, das die Welt erleuchten sollte. Palästina liegt nicht nur im Mittelpunkt
der Altenwelt, sondern auch in einer Gegend, wo vieleder großen Verkehrsstraßen
der Völker zusammentrafen und theilweise noch zusammentreffen, Straßen, die in
allen Richtungen bis in die entferntesten Länder führen. Außerdem lag es zur
Zeit des Heidenthums ui der Mitte der Nationen, welche am frühesten menschliche
Bildung angenommen hatten und zur höchsten Macht und Blüte gelangt waren:
ringsherum wohnten die Aegypter, die Babylonier und Assyrier, die Phönizier und
Syrer, die Griechen und die Römer und die Araber. So ist es denn wahr, was
Hes. 5, 5 geschrieben steht: „Das ist Jerusalem, die ich unter die Heiden gesetzt
habe und rings um sie her Länder." So war es diesen Völkern leicht, den Gott
Israels kennen zu lernen und seine Herrlichkeit zu sehen; und als nachher die
Apostel ausgingen, fanden sie gebahnte Wege, welche zu den entferntesten Gegenden
der bekannten Welt führten. Diese Straßen aber berührten das heilige Land selbst
nicht, sondern entweder im Norden die phönizischen oder im Süden die ägyptischen
Städte. Das heilige Land ist eine Friedensinsel mitten im Ocean
der Welt. Sie kann allem, was sie umgiebt, fremd bleiben, aber die ganze Erde
ist ihren Bewohnern offen. In heiliger Einsamkeit und Stille reifte hier der Same
des göttlichen Wortes, um dann mit wunderbarer Schnelligkeit unter alle Völker
getragen zu werden.
66. Blick in s Weltall.
Jes. 40, 20: Hebet eure Augen in die Höhe und sehet!
Wer hat solche Dinge geschaffen und führet ihr Heer
bei der Zahl heraus, der sie alle mit Namen rufet?
1. Die Erde und die Sonne.
Nach dem Augenscheine und nach dem allgemeinen Glauben wäre die Erde
mit allen ihren Bergen und Thälern eine große, runde Fläche, gleich einer unge-
heuren, großen Scheibe. Am Rande derselben weiter hinaus kommt nichts mehr,
dort ist gleichsam der Himmel an sie angefügt, der wie eine große, hohle Halbkugel
über ihr steht und sie bedeckt. Dort geht am Tage die Sonne auf und unter,
bald früher, bald später, bald links an einem gewissen bekannten Berg oder Haus,
bald rechts, und bringt Tag und Nacht, Sommer und Winter, und bei Nacht der
Mond und die Sterne, und sie scheinen nicht gar entsetzlich hoch über unsern
Häuptern zu stehen.
Das wäre nun alles gut, wenn's niemand besser wüßte; aber die Sternseher
wissen's besser. Denn erstlich, wenn einer daheim weggeht und will reisen bis
an's Ende der Erde, an den Rand, wo man einen aufgehenden Stern mit der
Hand weghaschen und in die Tasche stecken kann, und er geht am ersten April vom
Haus aus, so hat er den rechten Tag gewählt. Denn er kann reisen, wohin er
will, durch Deutschland, durch Polen, durch Rußland, nach Asien hinein, durch
die Mohamedaner und Heiden, vom Land auf's Wasser, und vom Wasser wieder
auf's Land, und immer weiter. Aber endlich, wenn er ein Pfeiflein Taback ein-
füllt und will daran denken, wie lang' er schon von den Seinigen weg ist, und
wie weit er noch zu reisen hat an's Ende der Erde und wieder zurück, auf einmal
wird's ihm heimlich in seinem Gemüth, es wird nach und nach alles, wie es da-
Voterländisches Lesebuch. 22
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T189: [König Reich Land Volk Israel Zeit Jahr Stadt Babylon Sohn]]
Extrahierte Personennamen: Ernst Palästina Apostel
Extrahierte Ortsnamen: Jerusalem Gottes Jerusalem Israels Deutschland Polen Asien
356
ifl, und nun hat der Eskimo seine liebe Noth, die Thiere wieder zu entwirren
und von neuem einzuspannen. Dann geht die Fuhre weiter, und die Peitsche
wird etwas öfter gebraucht.
Ohne dieses Hausthier würden die Eskimos gar nicht bestehen können.
Die Hunde leisten ihnen alle nur möglichen Dienste. Mit einer Bürde
von 30 Pfund beladen, begleiten sie ihre Herren, wenn sie zu ihren lang-
dauernden Jagden ausziehen. Ihrer sechs bis acht ziehen einen Schlitten,
welcher mit fünf bis sechs Personen oder einem Gewicht von 600 bis
800 Pfund besetzt ist, acht bis zehn Meilen weit in einem Tage. Nach
langer Ruhe und guter Fütterung vor einen Schlitten gespannt, sind sie
kaum zu zügeln und durchlaufen auf ebener Bahn mehr als zwei geogra-
phische Meilen in einer Stunde. Spüren sie ein Rcnnthier unterwegs, so
laufen sie wie rasend in der Richtung desselben und ruhen nicht eher, als
bis sie den Jäger schnßgerccht an das Wild gebracht haben. Außerdem
helfen sie bei der Seehund-, Bären- und Otternjagd, halten Wache, ver-
theidigen ihren Herrn in Gefahr und leisten noch hundert andere Dienste.
Und gleichwohl fühlen die Eskimos nicht die geringste Liebe zu ihnen, son-
dern betrachten sie höchstens als belebte Maschinen, welche einzig und allein
zu dem Zwecke geschaffen worden sind, ihnen Dienste zu leisten. Aus diesem
Grunde sind sie auch die unnachsichtigsten und grausamsten Herren, welche die
armen Thiere geradezu regelrecht quälen, sie Hunger und Durst leiden lassen
und mehr durch diese Lieblosigkeit, als durch Unwissenheit und Schmutz sich
als wahre Wilde zu erkennen geben.
11♦ Der braune Bär.
Die verschiedenen Arten der Bären, welche sowohl in warmen als
kalten Gegenden leben, zeichnen sich in ihrer Gestalt vor den anderen Raub-
thieren besonders dadurch aus, daß sie auf die Sohlen treten. Sie sind
dadurch leichter als andere Thiere im Stande, auf den Hinterbeinen allein
zu gehen oder sich auszurichten. Der bekannteste von allen ist der braune
Bär. Er kann eine Länge von vier Fuß und ein Gewicht von 400 Pfund
erhalten.
Dieses größte Raubthicr Europa's findet sich jetzt noch, aber selten,
m Baierschen und Ocsterrcichschen und noch ziemlich häufig in Ungarn,
Polen und Rußland; auch in einem großen Theile von Asien. In
Thüringen wurde der letzte 1686 geschossen. In früheren Zeiten fand
man ihn in Deutschland, und in der Schweiz war er viel häufiger als jetzt.
Sein Aufenthalt sind dichte Wälder, die er nur nachts verläßt, um
seine Wanderungen nach Raub anzustellen. Obgleich sein ganzes Wesen
plump und unbeholfen ist, so durchläuft er doch, besonders wenn er sich
gefährdet sicht, weite Strecken und ist unermüdlich, wenn er Thiere verfolgt.
Seine Nahrung besteht mehr aus Pflanzen, als aus Thieren; im
Frühjahr frißt er aufkeimendes Korn oder Gras und im Sommer und
Herbst Erdbeeren, Trauben und Kastanien. Man hat Beispiele, daß er
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni]]
Extrahierte Ortsnamen: Ocsterrcichschen Ungarn Polen Asien Thüringen Deutschland
372
noch schwereren Platz macht. Der größte Theil dieser Thiere wird zum Last-
tragen gebraucht; einiger anderen bedient man sich nur zum Reiten. Der
Araber sitzt oben auf seinem Höcker und ist mit einer Flinte, Lanze, Pfeife und
anderem Gcräthe versehen. Sonnini erzählt, daß ein Beduinen-Araber die
Reise von Kairo in Aegypten bis Mekka in fünf Tagen zurücklegte, ein Weg
von vierhundert Stunden, wozu die Pilgrims-Karavanen mehr als dreißig
Tage nöthig haben; er machte mithin achtzig Stunden in einem Tage.
Die Sättel der Dromedare sind in der Mitte hohl und haben an den
beiden Bogen ein Stück rundes, wagrecht gestelltes Holz, an welchem
der Reiter sich festhält. Lange an den Seiten herabhangende Beutel mit
einiger Nahrung für den Reiter und das Kameel, ein Schlauch Wasser und
ein lederner Gurt zur Peitsche ist das ganze Geräth. Der gewöhnliche
Gang ist ein weites Traben, wobei sie den Kopf und den Schwanz in die
Höhe richten. Für jeden Ungeübten ist diese Art zu reisen höchst beschwer-
lich ; die Hände schwellen an und schmerzen, die Schenkel werden wie zer-
brochen , dabei stellt sich der heftigste Kopfschmerz ein durch die beständige
Erschütterung, denn das Thier hat einen schweren Tritt, auch lebt der Reiter
in Furcht, von dem hohen Sitz das Gleichgewicht zu verlieren und herunter
zu stürzen, und die Schnelligkeit des Laufs in der glühenden Luft soll ihm
fast den Athem nehmen. Zu den Unbequemlichkeiten sind noch ferner die
Wanzen und anderes Ungeziefer zu zählen, welche sich auf dem Höcker auf-
halten. Wenn die Dromedare sich beim Eintritt in eine Stadt drängen,
wird die Sorge des Reiters noch größer. Alle Kameele lieben Musik
und scheinen an der menschlichen Stimme Wohlgefallen zu haben; der
Araber, wenn er einen starken Marsch machen will, feuert sie durch Gesang
an, der mehr auf sie wirken soll, als alle Schläge; auch sollen sie nach den
Zeugnissen einiger Reisenden langsamer und rascher gehen, je nach dem
langsameren oder schnelleren Takt des Gesangs. Werden sie überladen,
so stehen sie nicht eher auf, als bis die Bürde erleichtert ist. Sie sind
äußerst mäßig, und zur Zeit der Noth ist ein alter Weidenkorb ein ganz
gutts Essen für sie. Haben sie jedoch reiche Weide, so suchen sie nur die
besten Gräser. Auf langen Reisen füttert man sie mit etwas Gerste, Boh-
nen, Datteln oder mit Kugeln von Weizenmehl.
Die köstlichste und nothwendigste Eigenschaft dieses Thieres ist die,
daß es viele Tage ohne Beschwerde das Wasser entbehren kann, und dies
allein macht es zu dem nützlichen, für den Araber unentbehrlichen Geschöpf.
Hat es lange gedürstet, so wittert es hoch in der Luft, um in weiter Ferne
eine Quelle zu entdecken, und verdoppelt seine Schritte, um dahin zu ge-
langen und den brennenden Durft zu löschen, welcher es jedoch weniger
plagt, als seinen Herrn. Hat es zwölf bis zwanzig Tage nicht getrunken,
dann ist es aber auch im Stande, zwei Tonnen Wasser oder 240 Flaschen
zu sich zu nehmen, gewöhnlich aber nicht so viel. Wenn daher eine Karavane
von dreihundert Stück Kameelen an eine der dürftigen Quellen der Wüste
kommt, wo nur eins nach dem andern saufen kann, so währt es wobl drei
Taae, bis alle ibren Durst gelöscht haben.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni]]
509
Ditmarse und fuhr den Bittenden so an: „Was meint er wohl? ich sollte einem
mir ganz fremden Menschen meinen Hof überlassen? Wie kann er glauben, darauf
fortzukommen, da er nichts in Vermögen hat? Was? Wie? sage er mir das doch?"
„Durch Fleiß und Gottes Hülfe", sagte Parren. „Ja, das haben mir schon viele
versprochen, aber nicht gehalten", erwiderte Boje. „Nein! daraus wird nichts."
„Nun so Gott befohlen, Herr Boje", sagte Parren und ging.
Doch bald wurde Boje anderen Sinnes; er ließ ihn zurückrufen und sagte:
„Ich habe mich bedacht; er mag sogleich denhof beziehen; allein er muß auch sein
Versprechen halten."
Parren trat denhof an und wirthschaftete gut. Allein das Land war zu ver-
wildert und sein Vermögen zu gering, um es in Ordnung zu bringen, die Jahre
so unfruchtbar und seine Ernte so geringe, daß er Boje nichts bringen konnte. Um
das Vieh in der Fenne (Koppel) zu halten, hatte er den Befriedigungsgraben kleien
(d. h. Marschthon ausgraben) lassen müssen, wobei durch Zufall ein Spat aus
dem Boden über die Fenne geworfen war. Auf dieser Stelle wuchs hernach der
Hafer so stark, daß Parren nach der Ursache forschte und sie in der Erdart fand.
Allein, was half es ihm, er hatte kein Geld dazu, um die Erdart in großer Menge
herauskleien zu lassen. Er ging zu Boje und sagte traurigen Angesichts, daß er
ihm den Hof wieder überlassen müsse, weil er nichts darauf gebaut habe. Doch
hätte er ein Mittel entdeckt, das Land wieder in Ordnung zu bringen. In einer
gewissen Tiefe befinde sich eine Art Kleie, womit sich dem Acker eine Fruchtbarkeit
ohnegleichen mittheilen lasse. Hätte er nur das Geld dazu, sie herauszugraben,
würde er den Hof gerne behalten; aber er schäme sich es dem Herrn Boje zuzu-
muthen, ihm zu diesem Zwecke 200 Thaler zu leihen. „So sieht er doch selbst ein",
sagte Boje, „daß dieses eine unbescheidene Zumuthung ist. Daherthut er denn auch
besser, daß er sich fortmacht und an einen anderen wendet, der ein solches Unter-
nehmen, als er mir da vormacht, besser beurtheilen kann." Parren ging; aber
Boje ließ sich die Sache durch den Kopf gehen und entschloß sich, es noch einmal
mit dem Drews zu wagen. Er rief ihn und sagte: „Da ist das Geld, was er ver-
langt. Seine Handschrift verlange ich nicht, denn er hat doch nichts weiter zu ver-
schreiben, als seine Ehrlichkeit." Parren aber wollte zuerst nur 100 Thaler leihen
und ließ die anderen liegen. Er fing nun sogleich an auf einer seiner Fennen zu
pütten (tiefgraben); alle Nachbarn konnten nicht begreifen, was er beginnen wollte,
und schüttelten die Köpfe. Er fuhr ungestört fort und besäete seine Fenne mit
Weizen. So schönen Weizen hatten die Nachbarn noch nicht gesehen und bekamen
fast schon Lust zur Nachahmung; doch es blieb dabei. Parren verfuhr nun mit
einer anderen Fenne auf gleiche Weise und löste aus dem Ertrage so viel, daß er
nicht nur seine Wirthschaft verbesiern, sondern auch die geliehenen 100 Thaler dem
Boje zurückgeben konnte. Freudig ging er mit dem Gelde und den Zinsen zu ihm,
reichte ihm sogleich beide Beutel dar und sagte mit Freudenthränen in den Augen,
„Gott ist mit meinem Vorhaben gewesen, Herr Boje. Hier in diesem Beutel ist
das Kapital, in diesem sind die Zinsen, den schuldigen Dank lassen Sie in meinem
Herzen wohl aufbewahrt bleiben." Hier traten beiden Freudenthränen in die Augen,
und sie sahen sich stillschweigend einer den andern an. Zuletzt drückte Boje den Beutel
mit den Zinsen dem Parren wieder in die Hand und sagte: „Nein, mein Freund!
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T41: [König Siegfried Held Hagen Mann Günther Frau Gudrun Kriemhild Tod]]
472
Ja! wenn des Lebens Säfte von Stürmen ausgezehrt,
wenn Ueberlast von Sünden ein mattes Herz beschwert,
dann mag sich einer sehnen nach dem stillen Pfühle,
daraus er sich vergesse und dieser lauten Wett Gewühle —
ja! doch der starke Adolf, der wundervolle Mann,
der seinem Volk die Freiheit und Hellen Ruhm gewann,
seht, wie ihn statt des Panzers die grobe Kutte kleidet
und wie er, Gotte dienend, der Menschen eitlen Prunk vermeidet.
Mit einem Klosterbruder, dessen rauhe Hand
von je wohl mit dem Besen gekehrt den groben Sand,
schritt er durch die Straße von Kiel; er hatte Kranken
Seel' und Leib erquicket — so ging er fröhlich in Gedanken.
Da nahte sich von Rittern ein bunter glänzender Schwarm;
des Friedens die genossen sonder Leid und Harm.
Und sieh, an ihrer Spitze ragten seine Söhne,
die Grafen Johann und Gerhard, erblüht in erster Jugendschöne.
Ihren Blick zu meiden, rieth dem Mönch die Scham.
Daß er ihnen barfuß, barhaupt entgegen kam
mit dem Korb, daraus er den Kranken Heil gespendet,
das hätte seinen Namen und seiner Söhne Stolz geschändet.
So kehrt' er schon die Schritte. Jedoch ein tapfrer Mann
war er noch in der Kutte: wie bald er's abgewann
dem Stolz des alten Adam in frommer Heldentugend!
Stracks entgegen schritt er den Grafen und der Ritterjugend.
Da konnte jeder schauen, wie schöne reiche Frucht
ererbte Tugend zeitigt der guten Gärtnerzncht.
Sobald Johann und Gerhard des Vaters Stimme vernahmen,
da hielten sie und eilten, daß aus dem Sattelbug sie kamen;
und vor dem Bettelmönche knieten sie in den Sand,
die stolzen schönen Grafen, und küßten seine Hand.
Da liefen fragende Blicke, was solch Gebahr'n bedeute,
durch die stummen Reihen der jungen schlanken Rittersleute.
Und mancher Jüngling höhnisch verzog den blühenden Mund:
wer in der Kutte steckte, war nur wenigen kund.
Doch flüstert's hier und dorten: „Das ist der starke Degen,
der bei B o r n h ö v d die Dänen gejagt aus uns'res Gau's Gehegen;
das ist der Held, der Adolf, der unser Land befreit
durch ein Gelübde, das ihn seitdem dem Kloster weiht;
er hat dem Kreuz in Livland hellen Ruhm erstritten,
dann ist er hingewandert nach Rom mit frommen Pilgerschritten;
im Magdalenenkloster, das er hier gebaut
von frommer Leute Spenden, lebt er jetzt und schaut
nur auf die Gottesgnade." — So flüstert's hier und dorten:
Spott und Scherz vergingen der muntern Jugend bei den Worten.
Und einer nach dem andern giebt des Pferdes Zaum
absitzend seinem Knechte; im freien Himmelsraum
knien die stolzen Junker vor dem armen Büßer —
da lag von Glanz und Schönheit ein reicher Kranz dem Barfüßer.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand]]
Extrahierte Personennamen: Adolf Harm Johann Johann Gerhard Johann Johann Adolf
512
Wohnhaus und enthält gleichfalls einen sogenannten Pesel; gegen Osten und
Norden liegen Ställe und gegen Westen die Tenne. — Das ganze Gebäude hat
ein 40 Fuß und darüber hohes Dach, welches in Form einer vierseitigen Pyramide
oben spitz ausläuft und stets mit Stroh bedeckt ist. Nur die stärksten Hommerschen
Balken vermögen die Spannung der ungewöhnlichen Raumverhältnisse zu tragen.
Wegen der Kostbarkeit solcher Bauten ist man in neuerer Zeit mehrfach von dieser
Bauart abgewichen, sodaß die Zahl der alten ehrwürdigen Hauberge von Jahr
zu Jahr immer mehr abnimmt.
27. Die Vogelkojen auf Föhr und Silt (Seeland).
Die Jagd auf Enten und andere Wasservögel ist besonders merkwürdig und
ergiebig auf der Insel Föhr. Der Vogelfang ist für manche Familien auf dieser
Insel ein nicht unwichtiger Erwerbszweig und hat manches Eigene, das auf dem
festen Lande wenig bekannt ist. Er geschieht auf zweierlei Art, theils mit Schlag-
netzen, theils in Vogelkojen.
Die Beschaffenheit der Vogelkojen läßt sich nur unvollkommen und schwer
deutlich genug beschreiben. Zu einer Vogelkoje ist ein Stück Land von 15 bis 1600
Quadratruthen erforderlich. In der Mitte derselben ist ein großer Teich gegraben
von solcher Tiefe, daß er immer Wasser halten kann. An allen vier Seiten ist ein
ziemlich hoher Erdwall aufgeworfen, der aber an den Ecken des Teiches nicht zu-
sammenhängt; denn von jeder derselben geht ein langer, etwas gekrümmter Graben
aus, der die Pfeife genannt wird. Da wo derselbe mit dem Teiche zusammenhängt,
ist er 9 bis 10 Ellen breit und ziemlich tief, wird aber allmählich schmäler. An der
äußeren Seite dieses Grabens ist gleichfalls ein Erdwall aufgeworfen, der gegen
das Ende allmählich niedriger wird und auf dem ganz kurze Pfähle stehen. Gegen-,
über auf der andern Seite ver Pfeife, wo kein Wall ist, stehen lange Pfähle, deren
Ende mit jenen auf dem Walle horizontal ist. Auf diesen Pfählen wird über die
Pfeife ein Netz gespannt und vor das Ende derselben ein Hamen oder eine Reuse
befestigt. Dicht außen vor den langen Pfählen stehen Schirme oder Zäune von
Schilfrohr, schräge gegen den Graben gestellt, ungefähr wie Coulissen auf dem
Theater. Dann folgt ein langer Zaun in gerader Linie längs der Pfeife, welcher
alle Aussicht von dem Graben begrenzt, sodaß außerhalb dieses Zaunes ein Mensch
gehen kann, ohne von den Vögeln in der Pfeife gesehen zu werden. Solcher Pfeifen
sind vier, auch wohl sechs bei einer Koje, damit der Fänger allemal in einer solchen,
die abwärts vom Winde gelegen ist, fangen kann, weil sonst die Vögel von ihm
Witterung bekommen und davon fliegen würden. Die Wälle und der übrige Platz
an der Koje sind mit Schilfrohr, Bäumen und Sträuchern aller Art bewachsen,
so daß sie einem kleinen Walde oder einer Wildniß ähnlich sieht.
In der Koje ist immer eine Anzahl Vögel, welche das ganze Jahr hindurch
täglich zweimal in der Mündung der Pfeife gefüttert werden. In der einen Koje
auf Föhr sind manchmal jährlich über 50 Tonnen Gerste aufgefüttert worden. Es
werden auch einige hundert Vögel halb zahm gemacht. Man beschneidet ihnen die
Flügel, füttert sie an einem eingeschlossenen Ort in der Koje, bis ihnen die Federn
wieder wachsen und läßt sie dann in die weite Welt fliegen. Diese suchen das
folgende Jahr mit ihrer Brut und vielen andern die Koje wieder heim und ver-
größern den Fang.
Der Fang nimmt mit den ersten Tagen des August seinen Anfang und dauert
so lange, bis es so stark friert, daß das Wasser in der Koje mit Eis bedeckt ist. So-
bald dieses geschieht, verlieren sich die Vögel auf einmal. Im September und Ok-
tober ist die beste Fangzeit.
Beim Fange selbst verfährt man auf folgende Weise. Wenn sich wilde Vögel
in dem Teiche einfinden, so folgen diese den zahmen, wenn sie gefüttert werden,
bis in die Pfeife. Sobald der Fänger, den der Zaun vor den Vögeln verbirgt,
merkt, daß Vögel da sind, tritt er hinter dem Zaun hervor und zeigt sich denselben.
Diese wagen nicht mehr in den Teich zurück zu fliehen, weil er demselben näher
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
498
20. Slsmus Jacob Carstens, der Maler.
Asmus Carstens wurde im Jahre 1754 am 10. Mai zu Sanct Jürgen,
einem kleinen Dorfe nahe bei Schleswig, wo sein Vater Müller war, geboren.
Seine Mutter war die Tochter eines Advocaten in Schleswig und hatte in ihrer
Jugend eine vorzügliche Erziehung erhalten, welche sie in den Stand setzte, ihre
Kinder besser zu erziehen, als sonst unter den Dorfbewohnern damaliger Zeit zu
geschehen pflegte. Asmus ging bis in sein neuntes Jahr, wo sein Vater starb,
in die Schule seines Heimatdorfes und wurde dann von seiner sorgsamen Mutter
in die Domschule des nahen Schleswig geschickt. Mittags sollte er bei einem Ver-
wandten in der Stadt speisen, aber das gefiel ihm nicht, und er bat seine Mutter,
ihm täglich sein Mittagsessen, Butterbrot und Obst, mitzugeben, welches er dann
meistens in der nahen ofienen Domkirche verzehrte. Bald ward der Dom wäh-
rend seiner freien Mittagsstunden sein Lieblingsaufenthalt. Hier sah er schöne
Gemälde von dem Maler Jurian Ovens aus Tönning, die ihn bald so fesselten,
daß er, während seine Kameraden auf dem Kirchhofe spielten, mit seinem Butter-
brot in den Dom schlich und über Stühle und Bänke hinwegkletterte, um die
wundersamen Gemälde in der Nähe zu schauen. Da vergaß er denn alles um
sich her; ein heißer Wunsch, auch einmal so etwas machen zu können, erfüllte ihn,
und oft betete er mit inniger Sehnsucht, Gott möge ihm die Gnade verleihen, daß
er auch einst zu seiner Ehre so herrliche Bilder malen könne. So erwachte in
ihm zuerst der Hang zur Kunst und er begann, alle Gegenstände, die ihm vor-
kamen , am liebsten aber Gesichter zu zeichnen. Alle Leute, die ihm nahe kamen,
mußten ihm sitzen, und meistens gelangen seine Nachahmungen so kenntlich, daß
er bald unter den Leuten im Dorfe, die dergleichen niemals gesehen hatten, ein
großes Aufsehen mit seiner Kunst erregte.
In der Schule aber stand es dafür desto schlechter mit seinem Ruhme. Sein
Geist war gewöhnlich abwesend entweder im Dom bei Jurian Oven's Gemälden
oder zu Hause bei seinen Farbenmuscheln. Er lernte nie rechnen, und der Rechen-
meister fand öfter Gesichter und Figuren, als Zahlen auf seiner Tafel. Er wußte
unter den Lernenden immer am wenigsten, und weder Scheltworte noch Drohungen
vermochten ihn aus seiner anscheinenden Geistesträgheit aufzurütteln, so daß die
Lehrer ihn für einen erzdummen Jungen hielten. So verließ Carstens mit 16 Jah-
ren die Schule so unwissend, daß er in der Folge wenig oder nichts von dem dort
Gelernten zu vergessen hatte.
Seine Rückkehr in's elterliche Haus war von dem festen Entschlüsse begleitet
ein Maler zu werden, und seine treffliche Mutter willigte gern in sein Verlangen
und wollte ihn bei einem berühmten Maler Tischbein aus Kassel ausbilden lassen.
Dieser aber verlangte, daß er während der ersten Jahre zugleich die Stelle eines
Bedienten vertreten und hinter der Kutsche stehen solle, wenn er ausfahre. Das
wollte Asmus nicht, und deshalb zerschlugen sich die Unterhandlungen. Ehe aber
seine Mutter einen andern Lehrer gefunden hatte, starb sie und ließ ihre Kinder
als Waisen zurück. Die Mühle ward verkauft, und den Kindern, die das väter-
liche Haus verlassen mußten, wurden Vormünder gesetzt. Diese wollten nun nicht
zugeben, daß ihr Mündel sich einer nach ihrer Meinung so brotlosen und unnützen
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
499
Kunst widme, und Asmus mußte sich ihrem Willen fügen. So kam er in seinem
17. Jahre nach Eckernförde zu einem Weinhändler Namens Bruyn in die Lehre.
Obwohl er nur von zartem Körperbau und schwächlicher Gesundheit war, so schickte
er sich doch mit unverdrossenem Muthe in seine Lage und verrichtete auch die schwer-
sten Arbeiten im Weinkeller nach seinen Kräften. Er hatte den Entschluß gefaßt,
seine Neigung zur Kunst zu unterdrücken und sich ganz den Pflichten seines neuen
Berufes zu widmen. Aber ein unwiderstehlicher Hang zog ihn bald wieder stärker
als je zu ihr zurück. Er fing im Geheimen und mit großem Eifer seine Uebungen
wieder an und geizte mit jeder Freistunde, die ihm am Abend nach vollbrachter
Arbeit und an Sonn- und Feiertagen vergönnt war oder die er dem Schlafe
raubte. Nichts zeigt so sehr seinen festen Entschluß, als daß er von jetzt an nur
seine linke Hand zu schweren Arbeiten gebrauchte, um seine rechte für seine Kunst
zu schonen. Der Weinhändler war ein freundlicher Mann, und als er mit dem
Talent seines Lehrlings bekannt geworden war, feuerte er ihn an seine Kunst
fleißig zu üben. Asmus malte seinen Herrn und verschiedene Verwandte desselben,
wofür ihm die Hausfrau ein Buch über die Malerei verehrte. Dieses und ein
anderes, das er sich in Kiel kaufte, las er mit wahrer Begeisterung immer und
immer wieder von Anfang bis zu Ende durch und fühlte in sich bald die Unmög-
lichkeit ein Kaufmann zu werden. Aber er wußte nicht, wie er sich aus den Ver-
hältnissen losreißen sollte, die ihn fesselten, und lebte in peinlicher Unruhe und
weinte oft bittere Thränen über sein widerwärtiges Geschick.
So verliefen 5 Lehrjahre, und jetzt sollte er noch 2 Jahre als Küper dienen.
Da brachten ihn die Worte eines Advocaten zu einem verzweifelten Entschluß. Er
schrieb seinen Vormündern, er wolle nichts mehr vom Weinhandel wissen, riß sich
halb gewaltsam von seinem Lehrherrn los, kehrte nach Schleswig zurück und ging
im Herbst 1776 nach Kopenhagen, um, wie es ihm auch ergehen möge, noch in
seinem 22. Jahre ein Künstler zu werden. Was aus ihm geworden ist trotz Müh
und Noth und Nahrungssorgen in seinem vielbewegten Leben? Es zeigt ein
Denkmal, welches die deutschen Künstler in St. Jürgen ihm haben setzen lassen.
Dem Altmeister deutscher Kunst
Asmus Jacobus Carstens
die deutsche Kunstgenossenschaft
1865.
Er ward geboren den 10. Mai 1754
zu 8t. Jürgen
und starb zu Rom den 25. Mai 1798.
21. Mathias Claudius, der Wandsbecker Bote,
geb. zu Reinfeld 1740, gest. 1815.
In der Nähe von Wandsbeck, einem ländlichen Flecken bei Hamburg, findet
der Wanderer mitten im Gehölze einen einfachen, mit Stab, Hut und Tasche ge-
zierten Denkstein. Er bezeichnet den Lieblingsplatz des Claudius, des Wands-
becker Boten. Manch köstliches Lied und manchen sinnigen Gesang und Spruch
hat er dem deutschen Volke aus seiner Botentasche dargebracht, und schnöder Un-
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt]]
TM Hauptwörter (200): [T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Jacobus_Carstens Mathias_Claudius Claudius
Extrahierte Ortsnamen: Kiel Schleswig Kopenhagen Rom Hamburg
Darauf traf er die Maiblume an. Die sprach: „Komm zu mir
und rieche meinen Dust!" Der Knabe ging hin, und weil sie so lieb-
lich roch, sprach er: „Maiblümchen, ich will dich mitnehmen zu meiner
Mutter." Und die Blume war es zufrieden.
Nun erblickte er die rothe Erdbeere. Die rief ihm auch zu:
„Komm, pflücke mich; ich bin reif!" Da antwortete der Knabe:
„Erdbcerchen, dich will ich meiner Schwester mitnehmen." Und sie
ließ sich gerne brechen.
Zuletzt kam der Knabe zu der Tollkirsche. Auch diese rief ihm zu :
„Komm, iß mich; ich bin reif!" Der Knabe aber antwortete: „Ich
will dich nicht essen; du siehst mir giftig aus. Aber ich will dich ab-
brechen und meinem Vater zeigen; der kennt dich besser als ich."
7. Gottes Ohr.
Die Lerche singt so hell ihr Lied
und lobt den Herrn,
daß der vom Himmel niedersieht
und hört's gar gern.
2.
Das Fischlein in dem Wasser schwimmt
so stumm dahin,
und doch sein Schöpfer auch vernimmt
des Fischleins Sinn.
3.
So hört er deiner Stimme Ton
in Lust und Schmerz,
und kennt auch ohne Wort doch schon
dein ganzes Herz.
8. Morgengebete.
l.
Des Morgens, wenn ich früh aufsteh',
und abends, wenn ich schlafen geh',
seh'n meine Augen, Herr, auf dich;
Herr Jesu, dir beseht' ich mich. Amen!
2.
Du lieber Heiland, Jesu Christ,
der für uns Kinder kommen ist,
wollst heute bei uns kehren ein
und deiner Schäflein Hirte sein. Amen!
9. Ditz fromme Schwester.
Jakob und Anna waren einmal allein zu Hause. Da sagte
Jakob zu Anna: Komm’, wir wollen uns etwas Gutes zu essen
suchen und es uns recht wohl schmecken lassen!
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden]]
TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Extrahierte Personennamen: Jesu Jesu_Christ Jakob Anna Jakob_zu_Anna